So kann die Fachkräftesituation ein Stück weit entspannt werden.
Die Kita ist die erste Station des Bildungsweges junger Menschen. Hier finden sich Kinder zum ersten Mal in großer Gruppe zusammen, hier lernen sie soziale Kompetenzen, Bewegung, Sprache, sie erleben Natur und Musik. Gute Kitas legen den Grundstein nicht nur für den weiteren Bildungs-, sondern auch den weiteren Lebensweg. Dieses System ist von enormer Bedeutung – und zugleich sehr komplex.
„Die AWO-Darmstadt wertschätzt das Engagement der bei uns arbeitenden Erzieherinnen und Erzieher, die unsere Kinder in den Einrichtungen fördern. Aber es ist auch klar, dass viele Fachkräfte überlastet sind,“ sagte AWO Vorsitzender Michael Siebel heute in Darmstadt.
Mit dem „Kita-Paket 2025“ der Hessischen Landesregierung wird die Gesamtstrategie der guten, frühkindlichen Bildung weitergeführt. Dabei werden folgende Schwerpunkte akzentuiert:
- Förderung der Kinder in ihrer Entwicklung,
- Entlastung der Fachkräfte vor Ort
- Unterstützung der Kommunen und Träger dabei, mehr Plätze und mehr Personal zu schaffen.
Die AWO Darmstadt begrüßt die im Gesetzentwurf der Landesregierung zur Anpassung des Hessischen Kinder- und Jugendgesetzbuches vorgesehenen Neuregelungen für Personalstandards in Kitas. Damit wird ermöglicht, dass mehr Menschen in den Kitas arbeiten, und, so Kommunen und Trägern geholfen wird, mehr Plätze und bessere Öffnungszeiten anzubieten.
Wir begrüßen die im Gesetzentwurf angelegten Veränderungen.
- Im Bereich der Leitungen werden Absolventen des Studiengangs Sozialmanagement nach Fortbildungen als freigestellte Kita-Leitungen anerkannt. Die Anforderungen an Leitungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert: Managementfähigkeiten sind heute wichtiger denn je.
- Es wird der Zugang für qualifizierte pädagogische Fachkräfte erleichtert. Ein Teil der notwendigen Studienleistungen kann künftig auch über Fort- oder Weiterbildungen erbracht werden. Viele engagierte Personen scheitern derzeit knapp an formalen Hürden, obwohl sie hervorragende Erzieherinnen und Erzieher sind.
- Der Anteil der Fachkräfte zur Mitarbeit mit nicht-pädagogischen Qualifikationen wird von bisher 25 auf 30 Prozent am Mindestpersonalbedarf erhöht. Damit werden mehr Berufsgruppen anerkannt – zum Beispiel Physio- und Ergotherapeuten, Motopäden und Logopäden, die jeweils entsprechende Weiterbildungen benötigen und ohne Einzelfallprüfung anerkannt werden. Diese Fachkräfte bringen wertvolle Kompetenzen mit, etwa in Sprachförderung oder Bewegung. Damit wird die Einbeziehung von Menschen mit Qualifikationen möglich, die Teams flexibler machen.
„Das Gesetz ist ein Schritt in die Richtige Richtung, auch für uns als Träger von sechs Kindertagesstätten. Aber der Gesetzentwurf kann noch besser gemacht werden. Deshalb müssen Gespräche mit Eltern, Verbänden, Kommunen, Trägern und Gewerkschaften im Rahmen der Anhörungen geführt werden, um den genauen Handlungsbedarf zu verstehen und gegebenenfalls Veränderungen am Gesetz vorzunehmen“, sage Siebel.
Neben der Änderung des Fachkraftkatalogs ist vorgesehen zusätzliches Geld in die frühkindliche Bildung zu investieren. Mit zusätzlich zehn Millionen Euro pro Jahr solle weitere Kita-Assistenzen, die Sprachbildung junger Menschen und die Bewegung und Gesundheit im Kita-Alltag für Kinder und Fachkräfte ermöglicht werde.
Die Kita-Assistenzen, die im letzten Jahr eingeführt wurden, können folgende Aufgaben übernehmen: Sie entlasten die Fachkräfte, indem sie nicht-pädagogische Aufgaben übernehmen – wie Tischdecken, Sporthallen vorbereiten oder Spiele aufräumen. Sie sind helfende Hände für die Fachkräfte. Die Nachfrage ist groß, deshalb wird das Programm bis 2028 mit 950 Kita-Assistenz-Plätze komplett kostenfrei für Träger und Kommunen finanziert.
Sprachkompetenz ist der Schlüssel für eine gute Bildungsbiografie und ein gutes Aufwachsen. Mit zusätzlichen Mitteln werden neben der Landeskoordinationsstelle für sprachliche Bildung und Förderung drei regionale Koordinierungsbüros eingerichtet, die die Träger vor Ort durch kostenfreie Coachings und Beratungen unterstützen.
Das Thema Gesundheit und Bewegung ist besonders wichtig. Kita-Erzieherinnen und Erzieher sind im Schnitt über 30 Tage pro Jahr krank – fast zehn Tage mehr als andere Berufsgruppen. Das ist alarmierend und führt zu einer gefährlichen Spirale aus Belastung und Krankheit.
Es wird ein Balance-Check für alle zur Verfügung gestellt, auf dessen Basis Belastungen systematisch und individuell erfasst werden können, sodass Teams individuelle Unterstützung für gesundheitsfördernde Maßnahmen in ihrem Team erhalten können.
Für die Gesundheit der Kinder wiederum ist das Thema Bewegung essenziell. Vier von fünf Kindern in Deutschland erreichen die Bewegungsempfehlungen der WHO nicht. Die Kinder sollen Spaß und Freude an der Bewegung vermittelt bekommen. Dafür wird im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsplans ein Angebot mit Materialien und Strukturen entwickelt, das Bewegung als festen Bestandteil des pädagogischen Alltags verankern.
Neben den Investitionen aus dem Sondervermögen, das uns hoffentlich bald erreicht, ist es gelungen mit diesem Paket eine Perspektive für mehr Fachkräfte zu schaffen. „Für uns kann damit in Aussicht gestellt werden, dass die frühkindliche Bildung Schwerpunkt unserer Arbeit ist und bleibt“.