Die Geschichte der AWO

Die Arbeiterwohlfahrt wurde 1919 von Marie Juchacz gegründet

Die Arbeiterwohlfahrt wurde am 13. Dezember 1919 auf Initiative von Marie Juchacz gegründet. Mit ihrer annähernd 100-jährigen Geschichte zählt die AWO zu den ältesten Wohlfahrtsverbänden in Deutschland.

Die Gründung der Arbeiterwohlfahrt fiel in eine Zeit, die infolge des Ersten Weltkriegs von einem bisher nicht gekannten Leid geprägt war. In Zeiten von Not und Elend entstanden erstmals eine Vielzahl von Diensten und Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt. Sie waren unterschiedlicher Natur und reichten von Nähstuben über Mittagstische bis hin zu Werkstätten oder Beratungsstellen.

Ziel des Verbandes war es, soziale Not zu lindern, Wohlfahrtsleistungen zu verbessern und moderne sozialpädagogische Methoden anzuwenden. Die diskriminierende öffentliche Armenpflege sollte schrittweise überwunden werden. 

Geschichte der AWO Darmstadt

1920er Jahre

Gründerin und erste Vorsitzende der AWO Darmstadt war Elisabeth Kern. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen und war gelernte Schneiderin. Nach der Einführung des Frauenwahlrechtes wurde sie als eine der ersten Frau Mitglied der Stadtverordnetenversammlung für die SPD. 

1930er Jahre

Am 30. Januar 1933 kam Adolf Hitler an die Macht. Nur wenige Wochen später wurde die AWO von den Nationalsozialisten verboten und zwangsweise aufgelöst. Führende Frauen und Männer der AWO wurden verfolgt. Solange es die Mittel zuließen, wurde die Hilfe für Notleidende und Verfolgte des Naziregimes in der Illegalität fortgesetzt. Marie Juchacz und viele andere mussten Deutschland verlassen.

1940er Jahre

Mit dem Ende des Krieges 1945, dem Zusammenbruch und der Teilung Deutschlands, begann der Wiederaufbau im von den Siegermächten besetzten Deutschland. Unmittelbar nach Kriegsende auch der Neubeginn und Wiederaufbau der AWO. Sie wurde 1946 in Hannover als parteipolitisch und konfessionell unabhängige und selbständige Organisation wieder ins Leben gerufen.

1950er Jahre

Die AWO in Darmstadt übernimmt erste Trägerschaften in der Kinderbetreuung. Am Eberstädter Wald wird 1957 das Walderholungsheim „Kinderglück“ unter dem Dach der AWO Darmstadt gegründet. Auch der Kindergarten Siebenstein im Akazienweg wird in den 1950er Jahren eröffnet. An der Wilhelm-Leuschner-Schule im Stadtteil Bessungen entsteht ebenfalls ein Kindergarten.

1960er Jahre

Aus dem Walderholungsheim Kinderglück wurde ein Kindergarten. Dieser besteht bis heute.

Im Jahr 1963 weihte die AWO Darmstadt das 3-Stufen-Heim in der Eberstädter Nußbaumallee ein. Je nach Gesundheitszustand der Bewohnenden bot das Heim drei Stufen der Betreuung an. 

1970er Jahre

In den 70er Jahren wurde der erste Kindergarten der AWO im Darmstädter Stadtteil Arheilgen eröffnet. In der Hofgasse werden seitdem Kinder betreut. Heute ist dort die Kindertagesstätte Arheilger Strolche. 

1980er Jahre

Eine weitere Kindertagesstätte in Arheilgen eröffnete 1987 in der Hebbelstraße. In einem Pavillon an der heutigen Stadtteilschule wurden 40 Kinder betreut. Heute befindet sich an diesem Standort die Kita Pippi Langstrumpf. 

1990er Jahre

Das Seniorenwohnheim in Eberstadt wurde 1999 in Kurt-Steinbrecher-Haus umbenannt. Kurt Steinbrecher war lange Jahre Vorsitzender der AWO Darmstadt, Landtagsabgeordneter und Stadtverordneter. Er verstarb 1996. 

Die AWO Ortsvereine in Wixhausen, Arheilgen, Nord, Süd und Eberstadt bieten wöchentlich Seniorentreffs an. 

2000er Jahre

In den Jahren nach 2006 wuchs die AWO Darmstadt durch Erweiterung der bestehenden Einrichtungen, vor allem im Betreuungsbereich für Kinder unter drei Jahren. Die Kita Kinderglück wurde um einen Hort für Schulkinder und eine U3-Gruppe erweitert. 

Im Sommer 2007 organisierte die AWO ein Ferienangebot für 50 Kindern. In diesen Ferienspielen bauten die Kinder ein spektakuläres Baumhaus im Bürgerpark. Inspiriert vom Roman „Baron auf den Bäumen“ entstand ein Bauwerk mit 140 Quadratmetern Nutzfläche. Für viele Jahre bot dieses Bauwerk Darmstädter Kindern eine Spielmöglichkeit.

Die Verwaltung der AWO bezieht eine neue Geschäftsstelle in der Bessunger Str. 48. Die AWO Darmstadt hat in den 2000er Jahren die Trägerschaft für fünf Kindertagesstätten, etwa 60 Mitarbeiter*innen und betreut 360 Kinder. 

Bis zum Jahr 2008 betrieb die AWO Darmstadt eine Sozialstation in der Wechslerstraße in Arheilgen. Heute ist in diesen Räumen die Tagespflege des DRK untergebracht. 

2010er Jahre

Zu Beginn der 2010er Jahre übernahm die AWO die Grundschulbetreuung an der Bessunger Grundschule. So wurde ein Betreuungsangebot für Grundschulkinder nach Schulschluss geschaffen. Auch im Stadtteil Eberstadt wurden weitere Betreuungsplätze geschaffen. In der Stresemannstraße eröffnete die Krippe „Villa Glücksstern“. Die Kita Siebenstein im Akazienweg bekam eine Erweiterung. Auch dort wurden Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen. Die Kita Pippi Langstrumpf in Arheilgen konnte ihren Neubau am heutigen Standort beziehen. Dort werden seitdem vier Kindergartengruppe und drei Krippengruppen betreut.

Der Ortsverein Nord zog aus der Pankratiusstraße ins Heiner-Lehr-Zentrum. Der Kreisverband bietet seitdem die Räume zur Vermietung an. Der Ortsverein Nord veranstaltete dort seinen wöchentlichen Seniorentreff. Auch die gut besuchte Weihnachtsfeier des AWO Kreisverbandes fand über viele Jahre dort statt. Die AWO Geschäftsstelle befindet sich seit 2014 in der Frankfurter Straße. 

Im Jahr 2019 feierte die AWO bundesweit ihr 100-jähriges Bestehen. Die AWO Darmstadt vergab zu diesem Anlass erstmals den Elisabeth-Kern-Preis. Der Preis würdigt die politischen und gesellschaftlichen Leistungen von Frauen im besonderen Maße. Erste Preisträgerin war Kaj Fölster. Sie war die erste Frauenbeauftragte der Wissenschaftsstadt Darmstadt.

2020er Jahre

Die Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 stellt die Arbeit in der Kinderbetreuung vor besondere Herausforderungen. Durch engen Austausch mit den Leitungen der Kitas, den Fachkräften und den Eltern kann die AWO die Kinderbetreuung dennoch gewährleisten.

Im Jahr 2022 wird zum zweiten Mal der Elisabeth-Kern-Preis vergeben. Ausgezeichnet wurde die Journalistin Petra Neumann-Prystaj. Insbesondere ihr Bericht über ihren Selbstversuch einen Monat von Sozialhilfe zu leben, vermittelten ein besonderes Verständnis für die soziale Situation in Deutschland. 

Mit dem Pakt für den Ganztag an der Luise-Büchner-Schule übernahm die AWO 2022 eine weitere Trägerschaft einer Darmstädter Grundschule.