Elisabeth-Kern-
Preis

Die AWO Darmstadt vergibt den Elisabeth-Kern-Preis, um Frauen zu würdigen, die bislang wenig historische Beachtung gefunden haben.

Frauen aus einfachen Verhältnissen, die sich politisch und gesellschaftlich engagiert haben, werden in der historischen Betrachtung zu wenig beachtet. Dagegen möchte die AWO Darmstadt ein Zeichen setzen und Frauen, die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die sie verdienen. Anlass für die erste Preisverleihung 2019 war der 100. Geburtstag von Marie Juchaz, der Gründerin der Arbeiterwohlfahrt und das 100-jährige Bestehen des Frauenwahlrechts. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben.

Der Elisabeth-Kern-Preis wird auf Vorschlag einer Jury durch den Vorstand der AWO Darmstadt vergeben. Der Jury gehören der Enkel von Elisabeth Kern, Dr. Hans-Joachim Landzettel, der/die Vorsitzende der AWO Darmstadt und der/die Vorsitzende des Aufsichtsrats der AWO Solidarität gGmbH an.

Bisherige Preisträgerinnen: 

2019 – Kaj Fölster, erste Frauenbeauftragte der Wissenschaftsstadt Darmstadt

2022 – Petra Neumann-Prystaj, Journalistin 

 

Elisabeth-Kern-Preis
der AWO Darmstadt

In Würdigung der Verdienste von Elisabeth Kern, der vermutlichen Gründerin der Arbeiterwohlfahrt Darmstadt und ihrer Arbeit als eine der ersten Frauen in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Darmstadt und des Wohlfahrtsauschusses vergibt die AWO Darmstadt den Elisabeth-Kern-Preis.

Der Preis soll an Frauen vergeben werden, die sich um die sozialen Belange der Stadt und in der Arbeiterwohlfahrt verdient gemacht haben.

Die Namensgeberin

Elisabeth Kern lebte vom 2.5.1880 bis zur Darmstädter Brandnacht am 11.9.1944. Ihr Vater war der Dachdeckermeister Philipp Bangert. Ihre Eltern verstarben früh. Elisabeth wuchs in der Familie ihres Onkels Ludwig Bangert im Martinsviertel auf, einem Volksschullehrer, der selbst drei Kinder hatte und für die begabte Elisabeth das Schulgeld für die höhere Schule nicht aufbringen konnte. So wurde sie Schneiderin und heiratete 1899 im Alter von 19 Jahren den jungen Gewerkschafter und Sozialdemokraten Jakob Kern. In den schweren Jahren des ersten Weltkriegs, in dem Jakob als Soldat diente, versorgte sie mit Näh- und Aushilfsdiensten die Familie mit vier Kindern.

Während der Weimarer Republik arbeitete Jakob Kern als Verwaltungs-Inspektor bei der AOK, war in den 20er Jahren SPD-Vorsitzender und Mitglied des Kreis- und Provinzialausschusses. Elisabeth Kern wurde nach der Einführung des Frauenwahlrechts eine der ersten weiblichen SPD-Stadtverordneten (1919-1933), Mitglied des Kulturausschusses und Vorsitzende  der Arbeiterwohlfahrt. In dieser Zeit hat sie wichtige Artikel zu sozialen Themen geschrieben und Tagungen der AWO geleitet.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten verlor Elisabeth Kern ihr Stadtverordneten-Mandat und den Vorsitz bei der AWO. Für das Ehepaar folgten Jahre der polizeilichen Überwachung und „Schutzhaft“ für Jakob Kern, sie blieben auch in diesen Jahren dem Freundeskreis um Wilhelm Leuschner, dem sie angehörten, eng verbunden.

Im August 1944, nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler, wurde das Ehepaar Kern, das ein Leben lang auch politisch verbunden war,  in der sogenannten Aktion „Gitter“ verhaftet. Jacob Kern wurde ins Konzentrationslager Dachau deportiert und Elisabeth Kern in das Gefängnis in der Rundeturmstraße.

Elisabeth Kern kam Anfang September frei und verbrannte in der Nacht vom 11. September 1944 in ihrem Haus in der Pankratiusstraße 4, als sie vergeblich versuchte, ein älteres Ehepaar zu retten. Jacob Kern überlebte das KZ-Dachau.

Elisabeth Kern hat sich aber nicht nur in ihren Funktionen und Ämtern um die Gesellschaft verdient gemacht. Trotz Armut war sie für ihre Familie eine wunderbare Bezugsperson voll Liebe und Güte. Davon weiß insbesondere ihr Enkel, der bekannte Darmstädter Kinderarzt Dr. Hans Joachim Landzettel, zu berichten.

Zur Preisverleihung

Die AWO Darmstadt vergibt den Elisabeth-Kern Preis, um eine Frau zu würdigen, die bislang wenig historische Beachtung gefunden hat. Die Darmstädter Geschichtswerkstadt, die in ihren „Darmstädter Biographien“ dankenswerterweise auf diesen Sachverhalt hingewiesen hat, führt das darauf zurück, dass Frauen aus „einfachen Verhältnissen“, die sich politisch und sozial engagieren, insgesamt wenig Beachtung finden.

Dieses Manko wollen wir auch mit diesem Preis beseitigen.

Der Preis soll alle zwei Jahre, beginnend im Jahr 2019, dem Jahr des 100jährigen Bestehens der AWO und dem Jahr, in dem die Einführung des Frauenwahlrechts sich zum 100. Mal jährt, vergeben werden.

Der Elisabeth-Kern-Preis wird auf Vorschlag einer Jury durch den Vorstand der AWO Darmstadt vergeben. Der Jury gehören der Enkel von Elisabeth Kern, Dr. Hans-Joachim Landzettel, der/die Vorsitzende der AWO Darmstadt und der/die Vorsitzende des Aufsichtsrats der AWO Solidarität gGmbH an.